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Doomscrolling: Warum wir nicht aufhören können zu scrollen und wie Du die Kontrolle zurückgewinnst

von offlinebalance

Doomscrolling: Wenn wir uns selbst in den Strudel ziehen

Hast Du Dich schon mal dabei ertappt, mitten in der Nacht stundenlang durch Nachrichten-Apps oder soziale Medien zu scrollen, obwohl Du längst schlafen wolltest? Egal, wie müde Du bist, die nächste Schlagzeile scheint immer nur einen Fingerwisch entfernt. Und das Problem dabei: Die meisten dieser Schlagzeilen sind negativ. Kriege, Krisen, Katastrophen – willkommen im Zeitalter des Doomscrollings.

Doomscrolling beschreibt das Phänomen, bei dem Menschen unaufhörlich schlechte Nachrichten konsumieren, oft über längere Zeiträume hinweg. Der Begriff setzt sich aus den Worten „doom“ (Untergang) und „scrolling“ (das Durchblättern von Inhalten auf digitalen Geräten) zusammen. Es ist ein Verhalten, das sich in den letzten Jahren vor allem durch die Omnipräsenz von Smartphones und sozialen Medien verstärkt hat. Doch warum tun wir uns das an? Und was sind die Folgen?

Die Psychologie hinter Doomscrolling: Warum wir nicht aufhören können

Ein Grund, warum Doomscrolling so verführerisch ist, liegt in unserer Biologie. Unser Gehirn ist evolutionär darauf programmiert, Bedrohungen zu erkennen. In der Steinzeit war das überlebenswichtig – ein raschelnder Busch konnte einen versteckten Raubtierangriff ankündigen. Heute raschelt kein Busch mehr, aber die ständige Flut schlechter Nachrichten aktiviert dieselben Mechanismen. Wir fühlen uns gezwungen, weiterzulesen, um „auf alles vorbereitet“ zu sein.

Hinzu kommt die Sogwirkung der sozialen Medien. Algorithmen fördern Inhalte, die besonders viel Aufmerksamkeit erregen. Negative Schlagzeilen, die Ängste und Emotionen auslösen, performen besser – und werden uns deshalb häufiger angezeigt. Laut einer Studie der University of California scrollen 74 % der Erwachsenen täglich durch Nachrichten-Apps, und mehr als ein Drittel fühlt sich dabei gestresst oder überwältigt.

Beispiel gefällig? Während der Pandemie stiegen die Suchanfragen nach Begriffen wie „Corona-Tote“ oder „Lockdown“ weltweit sprunghaft an. Viele Menschen fühlten sich verpflichtet, ständig über die Entwicklungen informiert zu bleiben – selbst, wenn sie die Nachrichten emotional belasteten.

Die Auswirkungen: Was Doomscrolling mit Dir macht

Die negativen Folgen von Doomscrolling sind sowohl mental als auch physisch spürbar. Es kann zu erhöhtem Stress, Angstzuständen und sogar Depressionen führen. Je länger wir uns schlechten Nachrichten aussetzen, desto schwieriger wird es, aus diesem Kreislauf auszubrechen.

Schlechter Schlaf: Doomscrolling passiert oft abends im Bett, kurz vor dem Einschlafen. Die blauen Lichtstrahlen des Bildschirms hemmen die Produktion von Melatonin, dem Schlafhormon. Dazu kommt die mentale Belastung durch negative Inhalte – kein Wunder, dass wir wachliegen und grübeln.

Gefühl der Hilflosigkeit: Der ständige Konsum von Krisennachrichten kann das Gefühl erzeugen, dass die Welt außer Kontrolle gerät und Du selbst nichts dagegen tun kannst. Dieses Gefühl der Machtlosigkeit wirkt sich negativ auf Deine mentale Gesundheit aus.

Produktivitätsverlust: Wer morgens unausgeschlafen ist oder seine Gedanken ständig um das Gelesene kreisen lässt, hat Schwierigkeiten, sich auf die Arbeit oder andere Aufgaben zu konzentrieren.

Was kannst Du gegen Doomscrolling tun?

Die gute Nachricht: Du bist nicht machtlos. Es gibt einfache Strategien, mit denen Du dem Doomscrolling entgegenwirken kannst.

Setze Zeitlimits: Apps wie „Digital Wellbeing“ oder „Screen Time“ helfen Dir dabei, Deine Zeit auf sozialen Medien zu begrenzen. Versuche, maximal 30 Minuten pro Tag für Nachrichten einzuplanen.

Schaffe Bildschirmfreie Zeiten: Plane bewusste Pausen ein, in denen Du Dein Smartphone beiseitelegst – insbesondere morgens nach dem Aufwachen und abends vor dem Schlafengehen.

Kuratiere Deinen Feed: Folge Seiten oder Accounts, die positive, inspirierende Inhalte posten. Studien zeigen, dass unser Wohlbefinden steigt, wenn wir ausgewogene oder optimistische Nachrichten konsumieren.

Übe Achtsamkeit: Meditation oder Atemübungen können helfen, die negativen Gedankenmuster zu durchbrechen, die durch Doomscrolling ausgelöst werden.

Hole Dir Hilfe: Wenn Du merkst, dass Du alleine nicht aus dem Kreislauf herauskommst, ist es völlig okay, professionelle Unterstützung in Anspruch zu nehmen. Psycholog:innen kennen die Mechanismen und können Dir wertvolle Tipps geben.

Positiver Konsum: Nachrichten bewusst auswählen

Es geht nicht darum, sich komplett von Nachrichten abzuschotten. Aber ein bewussterer Umgang mit Informationen kann helfen, Stress zu reduzieren. Ein Beispiel: Statt wahllos durch Schlagzeilen zu scrollen, könntest Du einmal am Tag eine vertrauenswürdige Nachrichtenseite besuchen und gezielt nach den Themen suchen, die Dich interessieren.

Auch Podcasts oder Newsletter können eine gute Alternative sein, um informiert zu bleiben, ohne von der schieren Masse an Informationen überwältigt zu werden. Viele Plattformen bieten sogar „gute Nachrichten“ an – eine willkommene Abwechslung in einer oft düsteren Medienlandschaft.

Fazit: Es ist Zeit, die Kontrolle zurückzugewinnen

Doomscrolling ist ein Phänomen, das viele von uns betrifft – vor allem in einer Zeit, in der schlechte Nachrichten nur einen Klick entfernt sind. Doch Du hast die Möglichkeit, diesem Kreislauf zu entkommen. Mit einfachen Strategien wie Zeitmanagement, bewussterem Konsum und Achtsamkeit kannst Du Dein Wohlbefinden schützen und gleichzeitig informiert bleiben.

Probiere es aus: Lege Dein Smartphone für eine Stunde zur Seite und gehe stattdessen spazieren oder lies ein Buch. Du wirst schnell merken, wie gut es tut, den Kopf freizubekommen. Und wer weiß – vielleicht entdeckst Du dabei sogar neue Hobbys oder Interessen, die Deinen Alltag bereichern.

Weitere Informationen und Unterstützung erhältst Du unter offline-balance.com

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